Gerade zu Ende gelesen habe ich „Mistral“ von Maria Borrély in der Neuübersetzung von Amelie Thoma, das 1930 unter dem Originaltitel „Sous le vent“ erschienen ist. Ich kannte die Autorin nicht, aber die sprachlich knappe und doch aufgeladene Erzählung einer unglücklichen Liebe, in der die Natur die Hauptrolle spielt, hat mich stark beeindruckt.
Passend dazu habe ich „Schneeflocken wie Feuer“ von Elfi Conrad gelesen, die nicht fiktive Geschichte einer ebenso dramatischen Liebe, eingebettet in die gesellschaftlichen Verhältnisse des Jahres 1962 in Deutschland und mit dem Wissen und dem Bewusstsein von heute erzählt.
Gelesen habe ich außerdem „Hard Land“ von Benedict Wells, die Geschichte einer ersten Liebe aus der Sicht des jugendlichen Protagonisten, und die Texte, auf die sich „Hard Land“ bezieht: „Salt Water“ von Charles Simmons und „Erste Liebe“ von Iwan Turgenjew, beides sehr kluge Erzählungen oder Kurzromane. Alle drei fand ich sehr spannend, lesenswert und wunderbar erzählt.
Auch „Herkunft“ von Sasa Stanisic habe ich endlich gelesen, nachdem ich den Autor live erlebt habe, ein tiefgründiges Buch, bei dem man trotzdem viel lacht.
„22 Bahnen“ von Caroline Wahl lädt weniger zum Lachen ein. Die Geschichte einer mathematisch begabten Jugendlichen, die sich um ihre alkoholkranke Mutter und ihre kleine Schwester kümmern muss. Und die sich entscheiden muss, ob sie es wagen kann, für ihr persönliches Glück nach Berlin zu gehen. Sehr dicht erzählt.
Und dann sind da noch die Bücher, die von einem sexuellen Übergriff, den Folgen und der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit handeln.
Chanel Miller schreibt in „Know my name“ über die ihr an einer US-Uni wiederfahrene Gewalt und den anschließenden Gerichtsprozess, Karine Tuil hat diese Geschichte in dem Roman „Les choses humaines“, der auch verfilmt wurde, für das französische Publikum erzählt, und Bettina Wilpert in „Nichts, was uns passiert“ für die deutschen Leser:innen. Auch dieses Werk wurde verfilmt. Alle drei Bücher, die ähnlich und doch nicht ähnlich sind, stimmen sehr nachdenklich. Noch auf meiner Leseliste steht „X“ von Valentina Mira, die in Italien eine ähnliche Geschichte erzählt hat.